Zu einem recht großen Fest wurde das 50jährige Jubiläum der Schützengesellschaft 1842. An diesen Festtagen nahmen noch die beiden Mitbegründer Josef Brand und Heinrich Haupts teil. Das Fest wurde am Vorabend mit einem großen Fackelzug eingeleitet, wie überhaupt am Vorabend jedes Schützenfestes Fackelzüge und Böllerschießen veranstaltet wurden. Das Jubiläum fand seinen Höhepunkt durch das farbenreiche Bild eines historischen Festzuges. Bilder aus der Vergangenheit der Stadt, aus Sage und geschichtlicher Überlieferung wurden in stattlicher Reihe den Festteilnehmern vorgeführt. Obwohl das große Fest im Jahre 1892 von der ungünstigen Witterung erheblich beeinflusst wurde, konnte der Festplatz die Gäste kaum fassen. Sehr verdient gemacht hat sich bei den Vorbereitungen Dr. Schneider-Claus, der damals Leiter an der höheren Schule in Kerpen war und der damalige Major Ooms. Die beiden Herren erhielten eine eigens angefertigte Erinnerungsmedaille mit entsprechender Inschrift als wohlverdienten Dank überreicht.
Wie alljährlich, so fand auch nach dem Fest im Jahre 1892 ein sogenanntes Nachfest der Schützen statt. Das Nachfest wird abgehalten, um den Schützen, die an den eigentlichen Festtagen keine Zeit zum Feiern hatten, die Gelegenheit zu geben, im engeren Familienkreis einen kleinen Geschmack vom Fest zu bekommen. Über das Nachfest von 1892 lesen wir im Protokollbuch:
„Das Nachfest wurde in althergebrachter Weise am Sonntag gefeiert. Nachdem recht viel Pulver und Blei, aber noch mehr Langhälse verschossen worden waren, zog die Gesellschaft mitsamt ihren Gästen ordentlich angekneipt bei anbrechender Dunkelheit nach Hause.“
Bei dem Morgenkonzert des Schützenfestes im Jahre 1914 wurde plötzlich die Hiobsbotschaft von der Ermordung des österreichischen Thronfolgers bekanntgegeben. Während der Kriegsjahre bekundete die Schützengesellschaft durch Einberufung verschiedener Versammlungen ihr treues Zusammenhalten. Von einem schweren Schlag betroffen wurde die Gesellschaft, als man beim Einrücken der fremden Truppen im Jahre 1918 gezwungen wurde, alle Waffen abzugeben. Von der Schützengesellschaft und ihren Mitgliedern wurden bei dieser Gelegenheit 78 Büchsen (hochwertige Mauserbüchsen) abgegeben. Von diesen Waffen hat die Gesellschaft nichts mehr wiedergesehen. Einige Jahre später wurde die Schützengesellschaft von ihrem traditionellen Burgplatz vertrieben, nachdem man schon vorher die alte historische Kanone (aus dem Jahre 1542) zerstört hatte. Es gelang damals, die zerschlagenen Gussteile der Kanone zu retten. Im Jahre 1924 feierte die Schützengesellschaft ihr Fest an der Hindenburgstraße. Nachdem dann die Gesellschaft einen hinter dem Bahnhof gelegenen Platz käuflich erworben hatte, wurden nun auch die Schützenfeste auf diesem neuen Schützenplatz abgehalten. Wie aus der Vereinsgeschichte hervorgeht, wurde auch das erste Schützenfest auf dem Platz gefeiert, auf dem heute der Bahnhof liegt. Die Exerzierübungen wurden auf dem Gelände vorgenommen, auf dem heute der Kerpener Friedhof liegt. Demzufolge ist die Schützengesellschaft wieder mit dem Festplatz auf die Stelle zurückgekehrt, auf der sie bereits vor hundert Jahren ihre Schützenfeste abgehalten hat.
Vereinsführer war nun schon seit Jahren Bernhard Lenz, dem der langjährige Schriftführer Johann Röttgen getreu zur Seite steht. Der Schützengesellschaft gehören über 50 Jahre als Mitglied folgende Mitglieder an: Joh. Röttgen (56 Jahre), Reiner Dapper (ehemaliger Vereinsleiter, 53 Jahre). Auf eine 50jährige Mitgliedschaft können am hundertjährigen Jubiläum zurückblicken die Schützen Karl Sondersorg, Daniel Michels sen. und Jean Kühbacher. Die Ehrung der Jubilare wird bei der kleinen Feier vorgenommen. Die richtige Feier wird vorläufig verschoben. Am Sonntagnachmittag wird aber auf dem Schützenplatz eine der Schützengesellschaften, die aus dem Aufbruch des Bürgertums in Deutschland nach der 2. („bürgerlichen“) Französischen Revolution von 1830 entstand und von der nationalen, liberalen Welle getragen war, ist die St. Hubertus-Schützengilde Kerpen von 1842. (Festschrift 1942)
Die Wahl des Patrons schließt wohl eng an die Kerpener Geschichte an: Zwischen Blatzheim und Kerpen, gegenüber Langenich, stand bis in die Franzosenzeit am Hubertusbusch eine Hubertuskapelle. An den jährlichen internationalen Treffen der Jäger in Saint Hubert d’Ardenne, wo der Heilige – Apostel der Ardennen und Bischof von Maastricht und Lüttich – verehrt wurde, nahmen auch Kerpener Jäger teil.
Schon für das Jahr 1701 ist eine kirchliche Kerpener Bruderschaft zur Verehrung des Heiligen bezeugt. Zudem ist er zusätzlich Kerpener Pfarrpatron. Es gab also genug Gründe für die Namenswahl.
Nach den Gründungsstatuten ist neben den religiösen und bruderschaftlichen Verpflichtungen zur gegenseitigen Hilfe die besondere Erwähnung des Dienstes an der Gemeinschaft bemerkenswert; man wollte alles tun, um die Gemeinschaft zu fördern. Aus dem Zeitgeist heraus versteht sich diese Forderung ebenso wie der Brauch, neben dem Schießdienst eine jährliche „Feldübung“ abzuhalten. Bei ihr kam auch eine 1850 in den Trümmern der alten Burg zufällig gefundene spanische Kanone zu Ehren. Ihr Lauf wurde zwar eines guten Tages durch einen Rohrkrepierer zerstört, doch wurde sie wieder instandgesetzt und war eine Attraktion bei den Schützenumzügen. Es gibt sie noch heute!
Die Feldübung geriet im Laufe der Zeit immer mehr zu einer symbolischen Handlung. Heute hat sich nur ihr letzter Teil erhalten: ein gemeinsames Erbsensuppenessen.
Schießübungen und Feste fanden zunächst auf dem Hügel der alten Burg statt. Es waren prächtige Feste und Umzüge und Belustigungen, an denen die ganze Bevölkerung regen Anteil nahm.
Die Reihe der Schützenkönige ist ab 1843 lückenlos bekannt. Der berühmteste war Seine Majestät Kaiser Wilhelm I. im Jahre 1874. Das kam so: Traditionsgemäß gibt der Bürgermeister den ersten Schuss ab – im Namen der Obrigkeit (eine Sitte die sich an vielen Orten bis heute erhalten hat).
1874 war es der Bürgermeister Jacob Peter Dethier, der mit diesem ersten Schuß den Vogel von der Stange holte. Damit war der Höchste des Staates der Schützenkönig! Kaiser Wilhelm stiftete dann auch einen schönen Pokal.
Im Jahre 1930 hat die Gilde wieder einen besonderen Schützenkönig: Andreas Hübsch war 95 Jahre alt; der wohl älteste Schützenkönig weit und breit!
Von 1851 bis 1927 feierte man an der alten Burg. Dann verlegt man die Aktivitäten auf das Gelände jenseits des Bahnhofs (heute Jahnhalle-Sportplatz). Hier entstanden umfangreiche Anlagen für das Schießen und für die Geselligkeit.
Während die Gilde aus ihrer Gründungstradition heraus bis zum Zweiten Weltkrieg im Deutschen Schützenbund organisiert war, schloss sie sich nach dem Krieg dem 1951 gegründeten „Zentralverband der Historischen Schützenbruderschaften“ an, der dann ab 1966 „Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften“ heißt. Feierte man früher auf Peter und Paul, so änderte man dann Termin auf Pfingsten (denn da ist der Montag für alle Schützen ohnehin frei): Zugeständnis an die moderne Industriegesellschaft.